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Die verpasste Tom einen Stoß, dass er fast vom Hocker fiel.
Als er ihrem entsetzten Blick folgte, stockte ihm der Atem: Am Ende der
Treppe stand der hagere Mann mit dem schütteren Haar  Mister X.
Oh nein!, dachte Tom und faltete die Zeitung auseinander, sodass er und Liv
sich dahinter verstecken konnten. Nach vorne konnten sie jetzt nicht mehr
flüchten, denn in der Empfangshalle stand der Killer. Also blieb nur der Weg
nach hinten: der Gang, der von der Bar aus zu den Gästezimmern im
Erdgeschoss führte. Es war zwar eine Sackgasse, aber sie hatten keine andere
Wahl.
»Komm mit!«, raunte Tom und zog Liv mit sich fort. An der Stelle, wo der
Gang abknickte, blieb er stehen und wartete. Liv klammerte sich an ihn wie
ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz.
Tom hielt die Luft an und hörte Schritte. Schritte, die langsam näher kamen.
Liv hörte es auch, das konnte Tom an ihrem Klammergriff spüren. Die
beiden Freunde sahen sich an und wussten, dass sie in der Falle saßen. Und
dass gleich ein kaltblütiger Killer vor ihnen stand.
Wären wir doch nie in diese verdammte Zeitmaschine gestiegen!, dachte Liv.
Das ist das Ende. Sie schloss die Augen und biss die Zähne aufeinander 
zum Glück, denn sonst hätte sie laut aufgeschrien, als sie von hinten gepackt
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und in Zimmer 5 gerissen wurde. Sie öffnete die Augen wieder und sah Tom
neben sich. Und an der Tür den Herrn mit der Hornbrille, der lautlos den
Schlüssel im Schloss umdrehte.
Jetzt sind wir vom Regen in die Traufe gekommen, dachte Tom.
Der Mann signalisierte ihnen, sich nicht zu rühren. Im nächsten Moment
wurde von außen die Türklinke heruntergedrückt.
Mister X, dachte Tom.
Liv suchte instinktiv hinter Toms Rücken Schutz.
Der Killer rüttelte an der Tür und drückte die Klinke mehrmals nach unten.
Dann entfernten sich seine Schritte wieder. Der Herr mit der Hornbrille at-
mete auf.
»Sie & gehören gar nicht zu & «, stammelte Tom.
»Nein«, antwortete der Mann, der wusste, was Tom meinte. »Sonst hätte es
nicht besonders gut ausgesehen für dich. Da draußen auf dem Gang nicht,
und an der Bar auch nicht.«
»An der Bar?«, wiederholte Tom.
Der Herr mit der Hornbrille nickte. »Du hattest Glück, dass ich den Typen
ablenken konnte  vorhin, als ihr im Hotel angekommen seid.«
Tom verstand immer noch nicht. »Sie haben ihn abgelenkt?«
Liv verpasste ihm einen leichten Stoß in den Rücken. Der Herr mit der Horn-
brille musste ja denken, dass er es mit einem Echo zu tun hatte.
»Na ja, du warst in einer ziemlich ausweglosen Situation«, stellte der Mann
fest und streckte Tom die Hand entgegen. »Ich freue mich, dich endlich ge-
funden zu haben.«
Tom zögerte ein wenig, schüttelte ihm dann aber doch die Hand.
»Tom Kepler?«, fragte der geheimnisvolle Retter und zog ein Bild von Tom
aus der Innentasche seines Jacketts. Ein altes, vergilbtes Foto, das Tom in
seiner Kapuzenjacke zeigte. Ein Foto aus der Zukunft. »Ich soll dir Grüße
ausrichten. Von einem Herrn Magellan.« Dann wandte er sich Liv zu und
reichte auch ihr die Hand. »Du bist also die Freundin von Tom Kepler«, be-
grüßte er sie.
Liv drückte dem Mann mit der Hornbrille die Hand und erklärte verlegen,
dass sie nur eine gute Freundin war. Mehr nicht.
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»Jetzt will ich aber auch wissen, wer Sie sind«, fuhr sie fort.
»Und von wem Sie das Foto haben«, ergänzte Tom.
»Setzt euch«, sagte der Herr mit der Hornbrille und deutete auf das Bett. Er
selbst nahm auf einem der Stühle Platz. »Mein Großvater, der Notar war wie
ich, bekam dieses Foto von einem seltsamen Mann  Magellan«, erklärte er.
»Professor Magellan, um genau zu sein. Ein merkwürdiger Mensch & Er
kam vor fast achtzig Jahren mit einem außergewöhnlichen Auftrag zu
meinem Großvater. Im Jahre 1927 oder im Jahre 2012 sollte er einen Jungen
finden. Tom Kepler.«
Tom und Liv schauten sich verwundert an.
»Es war klar, dass mein Großvater nicht lange genug leben würde, um diesen
Auftrag auszuführen«, fuhr der Notar fort. »Deshalb musste sich ein Nach-
fahre darum kümmern. Ich.« Der Notar öffnete seinen Aktenkoffer und zog
ein Bündel Papiere heraus. »Ich habe diese Dokumente aufbewahrt, obwohl
mir die Geschichte ziemlich seltsam vorkam. Ich hätte nie gedacht, dass Ma-
gellans Vorhersage stimmt. Und jetzt sitzen wir hier zusammen.« Der Notar
lächelte die beiden Zeitreisenden freundlich an. Dann wurde er ernst, übergab
Tom einen großen, braunen Briefumschlag und verkündete mit feierlicher
Miene: »Tom Kepler, dieser Umschlag ist höchstpersönlich für dich. Von
Magellan.«
Tom bedankte sich und nahm den Umschlag entgegen, als würde man ihm
den Heiligen Gral überreichen.
Der Notar schloss seinen Aktenkoffer wieder und stand auf. »Wenn ihr noch
irgendwelche Fragen habt«, sagte er und gab Tom seine Visitenkarte, »ruft
einfach an. Ich muss jetzt gehen  mein letzter Zug fährt gleich.«
»Was?«, rief Liv. »Nein! Sie können uns doch nicht so einfach zurücklassen!
Was ist, wenn Mister X uns wieder auf den Fersen ist?«
»Dafür habe ich eine Lösung«, sagte der Notar und griff zum Telefonhörer.
»Hallo? Ist dort die Rezeption? Ich hätte gerne Zimmer 5 für einen Monat im
Voraus bezahlt. Ich komme gleich bei Ihnen vorbei.«
»Danke«, murmelte Liv. »Sie sind ein Schatz!«
Sie drückte dem Notar zum Abschied einen Kuss auf die Wange und sperrte
die Tür ab, nachdem er gegangen war.
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»Die Hornbrille ist gar nicht so übel, wie ich dachte«, schmunzelte sie und
setzte sich wieder zu Tom aufs Bett. Gespannt beobachtete sie, wie er einen
Brief aus Magellans Umschlag zog.
»Lieber Tom, wenn du das hier liest, dann bin ich  und somit auch du  in
der Maschine gelandet, und wir sitzen im Jahr 1850 fest«, las Tom vor. »Ich
weiß nicht, was mit Anna passiert ist, aber ich hoffe, es geht ihr gut. Reise
mir nicht nach! Hier kommt man nämlich nie wieder weg. Ich bin krank, und
mein Körper wird zusehends schwächer. Die Ärzte in dieser Zeit können
nicht mehr viel für mich tun. Zusammen mit diesem Brief erhältst du auch
ein Heft. Baue den Zeitregler in die Maschine, so wie ich es darin bes-
chrieben habe. Dann reise zu dem Zeitpunkt, kurz bevor ich in die Kapsel
gestoßen werde, und lasse es nicht zu. Nur so können wir verhindern, dass
ich  und somit also auch du  im Jahr 1850 gefangen bin. Grüße & Doktor
Tom Kepler alias Magellan.«
»Wow«, sagte Liv. »Ein Brief, der vor siebenundsiebzig Jahren geschrieben
wurde. Mit einem Foto, das erst in fünfundachtzig Jahren gemacht wird. Wie
cool ist das denn?«
Tom brauchte einen Moment, um die Informationen zu verdauen. Der Brief
stammte aus dem Jahr 1850  dem gleichen Jahr, in dem Magellan die
Postkarte an Tom geschrieben hatte. Und Magellan steckte in der Zeitfalle.
Wenn Tom ihn nicht herausholte, würde er sterben.
»Wir müssen den Zeitregler finden«, murmelte er. »Und wo der sich befind-
et, das weiß nur Anna.«
Tom faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn zurück in den
Umschlag.
Ohne Anna war er gleich doppelt verloren. Zum einen, weil er sie so vermis-
ste und es ohne sie nicht aushielt. Zum anderen, weil er, Anna und Liv ohne
den Zeitregler in der Vergangenheit gefangen waren. Anna war der Schlüssel
für die Zukunft. Und darum musste er sie so schnell wie möglich finden.
Fortsetzung folgt &
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