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Titus Ohr vorbeischnalzen. »Und was sind das für Gerüchte über
einen Aufstand in deinem Lager? Es würde mir gar nicht gefallen,
Titus, wenn all die schmackhaften Nagetiere plötzlich nicht mehr
da wären.«
Schmackhaft. Bei diesem Wort musste Hopper beinahe würgen.
Titus winkte ab. »Darüber mach dir mal keine Sorgen, Felina.
Uns wurde von diesem bevorstehenden Überfall berichtet, und wie
du weißt: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wir sind gewappnet.
Und ich glaube, diesmal werden wir ihren Bemühungen ein für alle
Mal einen Riegel vorschieben.«
»Ist dein gut aussehender Sohn eigentlich noch auf der Seite der
Romanus?«, fragte Felina. »Ich frage mich das gelegentlich. Er wirkt
viel zu freiheitlich. Außerdem soll er ja mit dem Anführer der Mks,
diesem Dodger, befreundet gewesen sein. Angeblich haben die
beiden zusammen daran gearbeitet, unsere wertvollen Lager zu
vernichten.«
»Das ist völlig aus der Luft gegriffen«, rief Titus. »Das waren
Gerüchte, Lügen, üble Nachreden von jenen, die mich absetzen
wollen. Zucker würde sich niemals mit einer Mks oder einer
Rebellin wie Firren zusammentun, trotz seiner Jugend, in der er ein
wenig vom Weg abkam. Und in diesem Fall wie auch in allen
anderen wird er meinen Wunsch befolgen. Er ist respektlos und
leichtfertig, aber nicht dumm.« Grauen schlich sich in Titus
Stimme, als er hinzufügte: »Zucker weiß: Wenn er mich hintergeht,
werden die kaiserlichen Berater ein Kopfgeld auf ihn aussetzen.«
Hopper wurde es eiskalt. Der Kaiser würde ein Kopfgeld auf
seinen eigenen Sohn aussetzen? Nein. Aber seine Berater. Und
Titus würde gezwungen sein, es zuzulassen.
Felina miaute belustigt, während sie den Kaiser von oben bis
unten musterte. »Sag bloß, dieser Vertrag schmerzt dich immer
noch, Titus. Nach so vielen Jahren!«, sagte sie lächelnd. »Er ist nun
einmal notwendig und darüber hinaus auch der Grund, weshalb wir
so gut miteinander auskommen.« Sie durchquerte den Thronsaal.
Ihre weichen, gepolsterten Pfoten wanderten leise wie Gespenster
über den glänzenden Fußboden. »Aber deine Reaktion macht mir
Sorgen. Könnte es sein, dass du auf einmal doch noch entdeckst,
dass du ein Gewissen hast? Oder noch schlimmer & eine Seele?«
»Eine Seele?« Titus schüttelte den Kopf. »Nein. Darauf habe
ich schon vor langer Zeit verzichtet: In dem Augenblick, als wir uns
zum ersten Mal über diese Vereinbarung die Pfoten gereicht haben
und ich das erste Lager eröffnete. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen
zu machen, Majestät. Die Flüchtlinge werden geliefert. Fristgemäß,
wie immer.«
Felina kniff die Augen zusammen. »Du zögerst, das spüre ich.
Und es gefällt mir gar nicht. Deshalb habe ich auf einmal irgendwie
gar keine Lust mehr, dir eine zweite Chance zu geben. Nein, ich
werde darauf bestehen, dass wir nicht noch den Rest des Monats
abwarten, bis wir das nächste Opfer genießen. Für den Fall, dass du
zimperlich geworden bist oder wir Firren und die Mks unterschätzt
haben, würde ich gerne bald eine Jagd organisieren, und zwar & «
Sie überlegte. Das Schnurren, das währenddessen tief aus ihrer
Kehle kam, klang bedrohlich.
»Übermorgen«, entschied sie. »Gleich morgens. Oh, und ich
würde die Zahl der Nager gerne verdoppeln. Schließlich schuldest
du uns noch welche vom letzten Mal und wenn diese Rebellen
Glück haben, gibt es kein nächstes Mal.« Sie schlug wieder mit dem
Schwanz, und der entstandene Lufthauch ließ Titus Schnurrhaare
erzittern. »Ich nehme an, dass ich dir nicht sagen muss, dass dies
das Ende unseres Friedensvertrags bedeuten würde.«
Titus öffnete das Maul, um zu antworten, aber es kam nur ein
jämmerliches Röcheln heraus.
»Und selbstverständlich«, schnurrte die Königin, »wärst du der
Erste, der meinen Zorn zu spüren bekäme.«
Mit einem letzten Schnalzen ihres üppigen Schwanzes wandte
sie sich um und stolzierte aus dem Thronsaal.
Als sie fort war, sank Titus auf seinem Thron zusammen. Dann
wies er mit seiner krummen Pfote auf einen der Lakaien. »Berichte
sofort dem Lageraufseher. Er soll eine außerplanmäßige Lieferung
für übermorgen veranlassen. Wir müssen die doppelte Beutemenge
für Felinas Jäger zur Verfügung stellen. Weise die Wachen an, sie
gut zu füttern. Je fetter die Gejagten, desto satter die Jäger. Und
nun geh, beeil dich!«
Hopper kauerte weiter in der staubigen Nische, auch dann noch,
als alle Soldaten und Diener den Thronsaal verlassen hatten und
Titus allein war.
Nun wimmerte die riesige Ratte und ließ das vernarbte Gesicht
in die knorrigen Pfoten sinken.
Vielleicht lachte der Kaiser. Vielleicht weinte er. Vielleicht saß
er auch bloß da und dachte darüber nach, was seinem Reich
bevorstand.
Ehrlich gesagt waren Hopper die Gefühle des Kaisers egal. Seine
Freundlichkeit war geheuchelt gewesen. Er war genauso teuflisch,
wie Firren gesagt hatte. Alles, woran Hopper nun denken konnte,
war Pip, der allein in diesem Lager war dem Lager, das Hopper
dummerweise für ein Paradies gehalten hatte. Nun wusste er, dass
es bloß ein Gefängnis war, in dem unschuldige Nagetiere ihren
sicheren Tod erwarteten. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er
musste Pip von diesem furchtbaren Ort fortholen, bevor etwas
Schlimmes geschah. Mit zusammengebissenen Zähnen schlüpfte
Hopper aus dem Vorraum und rannte, so schnell er konnte, zurück
zu seinem Schlafzimmer. Es gab viel zu tun.
Und das war nun seine Aufgabe.
Einundzwanzig
»Höchste Zeit, Kleiner. Wo warst du?«
Hopper stolperte beinahe über seine eigenen Pfoten, als er die
Stimme hörte, die vom Bett auf der anderen Seite des Zimmers
kam.
»Zucker! Ist alles in Ordnung mit dir?«
Der Prinz grinste. »Na ja, könnte besser sein. Und schrei lieber
nicht so herum. Niemand weiß, dass ich hier bin, und mir wäre es
ganz recht, wenn das auch so bleibt.«
Zucker lag auf einen Haufen Kissen gestützt. Seine Brust war
gut verbunden. Abgesehen von dem kleinen roten Fleck auf dem
Verband sah er gesund aus. Bartel und Richard standen neben dem
Bett. Kralle stand Wache an der Tür, und Marcy saß auf einem
Stuhl nahe beim Prinzen und fütterte ihn mit dampfender Brühe.
»Ich bin so froh, dass du es zurück geschafft hast«, sagte
Hopper, eilte zu ihm hinüber und setzte sich ans Fußende des
Bettes.
»Dank dir«, sagte Zucker. »Ich hätte nie geglaubt, dass uns das
verrückte Metallmonster so schnell nach Atlantia bringen würde,
wenn du das nicht herausgefunden hättest. Und ich bin mir
ziemlich sicher, dass ich nicht den Mut gehabt hätte, damit zu
fahren, wenn du es nicht vorgemacht hättest.«
Hopper quoll über vor Stolz. »Danke übrigens, dass du mich
gerettet hast.«
Zucker zuckte mit den Schultern. »Ist doch normal, Kleiner.« Er
trank einen Schluck Brühe. Dann sagte er mit ernstem Gesicht zu
Hopper: »Jetzt musst du uns unbedingt sagen, was du weißt.
Firren und die Mks hat sie nun endlich die Unterstützung ihrer
Armee?«
»Ja.«
Zucker stieß einen unterdrückten Freudenschrei aus. »Was für
eine Teufelsbraut, diese Firren!«
»Zucker, ich bin so verwirrt. Das ergibt alles keinen Sinn. Ich
dachte, die Mks wären böse, Titus gut und Firren bloß nervig.«
»Das ist nicht deine Schuld. Schließlich war ich derjenige, der dir
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